Eine ganz andere Welt – dieses neue Projekt...
...Der Wechsel fiel doch schwerer als gedacht. Raus aus der
Metropole mit Townships, Bergen, Meer und Tourismus auf das Land. Ich lebe in
dem ca. zwei Stunden von Durban entfernten Hermannsburg, einer deutschen
Siedlung in KwaZulu-Natal, welche über 1000 Meter über dem Meeresspiegel liegt.
Borna ist dagegen eine Großstadt. Eine Straße, einige Häuser, eine Schule und
eine Kirche – mehr hab ich noch nicht entdecken können. Die nächste
Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel etc. ist ca. 25 Minuten mit dem Auto
entfernt.
Ich arbeite und wohne bei Uta und Sven im Place of Safety, einem
geheimen Zufluchtsort für sexuell missbrauchte Kinder. Die Kinder werden hier
in Sicherheit gebracht bis die Täter gefasst werden. Aus diesem Grund sind die
Bilder unkenntlich gemacht. Bis zu acht Kinder können hier aufgenommen werden.
Die Mädchen, die im Place of Safety untergebracht sind, bleiben normalerweise
nur für einige Wochen. Alwande (4), Sammy (10) und Amanda (13) sind schon seit mehreren
Monaten hier zu Hause, da sich die Prozesse auch länger hinziehen können. Jede
mit ihrer ganz eigenen tragischen Geschichte. Vor allem der Beginn war für mich
schwer, da man den ganzen Tag für die Mädchen da sein muss, wohingegen in
Kapstadt Arbeitsplätze und Wohnort getrennt waren. Manche sind noch
traumatisiert und brauchen psychologische Betreuung. Leider gibt es auch hier
nicht so ein gutes System wie in Deutschland. Alles muss aus eigener Tasche bezahlt
werden, weshalb das Schutzhaus vorrangig auf Spenden angewiesen ist.
Falls ihr an weiteren
Informationen interessiert seid oder spenden möchtet, hier die Kontakt-/Bankdaten:
Kellhof e.V., Kontonummer: 900241,
Kreissparkasse Tuttlingen, BLZ: 643 500 70, Verwendungszweck: „Spende für das
Place of Safety in Hermannsburg Südafrika“
Mailadresse: utamalzahn@gmail.com
Ein typischer Wochentag
sieht bei mir ungefähr so aus:
5:15 Uhr aufstehen, Kinder
wecken, Alwande anziehen und fertig machen. Am Vormittag arbeite ich auf dem
groß angelegten Schulgelände im Kindergarten, welcher von Uta geleitet wird. Im
Gegensatz zu meiner Arbeit im Township in Kapstadt ist Beschäftigung der Kinder
sehr strukturiert und an viele Regeln gebunden. In einem recht straffen
Programm lernen die Kinder bereits im Vorschulalter die Zahlen bis 100, das
gesamte Alphabet, geometrische Figuren etc. kennen. An manchen Tagen in der
Woche haben sie auch Schwimmunterricht, welchen ich mitunter betreue. Die
Kinder von Jacob Zuma, dem Präsidenten von Südafrika, durfte ich in diesem
Kindergarten übrigens auch schon kennenlernen.
Am Nachmittag kümmere ich mich
um Alwande. Sie braucht viel Aufmerksamkeit und Zuwendung. „Look“ sagt sie fast
pausenlos. =) Mich wundert es, wie schnell sie Vertrauen zu mir aufgebaut hat,
wenn man bedenkt, welchen Hintergrund sie hat. Dennoch bemerkt man bei den
Mädchen einige Ängste. Manche können nur bei Musik und Licht einschlafen,
andere haben Angst vor dem Wasser. Am Abend essen wir gemeinsam Abendbrot und
spielen meist Brett- und Kartenspiele bis ich sie 20:00 Uhr ins Bett bringe.
Dann hab ich Freizeit. Mittlerweile bin ich nun auch in diesem Projekt
(geistig) angekommen. Es macht viel Spaß und vor allem die Zeit mit den Kindern
aus dem Place of Safety ist sehr bereichernd.
Die Gegend um Hermannsburg ist eine Hügellandschaft mit vielen Wäldern
und Feldern. Ab und an sieht man vereinzelt einige Häuser. Es ist etwas
abgeschottet vom Rest der Welt. Das kommt dem typischen Bild von Afrika doch
schon näher. Greytown ist die einzige größere Stadt/ Dorf in näherer Umgebung mit
einigen wenigen Einkaufsmöglichkeiten. In Hermannsburg werden übrigens zurzeit
die Wassertanks repariert, weshalb es oft braun aus der Leitung kommt oder auch
gar nicht. Das beim Duschen herauszufinden (wie in meinem Fall), ist etwas
ungünstig. =)
Auf dem Hof des Place of
Safety gibt es zudem zahlreiche Tiere (zum Bedauern meinerseits!): Kaninchen,
Perlhühner, Hunde, Katzen, Springmäuse, Vögel… So richtig anfreunden kann ich
mich damit noch nicht. Vor allem die Hunde scheinen mich zu mögen. Ich steh
jedes Mal Ängste durch, wenn diese auf mich zu gerannt kommen. An der Schule
gibt es noch weitere Freiwillige. Hannah und Lena durfte ich bereits
kennenlernen. Sie sind so lieb und aufgeschlossen und kommen ebenso aus
Deutschland.
Einen ersten Ausflug in die
Umgebung konnte ich gestern erleben. Mit einigen Studenten aus Deutschland und
Italien, welche ich bei Utas Geburtstag kennengelernt habe, ging es auf den Kop, ein Berg in Kranskop, und zu den heißen Quellen von Shu-Shu am Tugela Fluss. Die
Entfernung zwischen Hermannsburg und Kranskop beträgt keine 20 km und dennoch
ist die Landschaft eine völlig andere. Es erinnerte ein wenig an Kapstadt mit
dem Meer aus Bergen und Felshängen.
Auf dem Weg zu den heißen Quellen fuhren
wir durch eine sehr naturbelassene Gegend mit unbefestigten Straßen, an denen
nur vereinzelt einfache Hütten stehen. Freilaufende Rinder und Ziegen
versperrten dabei manchmal den Weg. Zu den heißen Quellen gelangten wir
ausschließlich zu Fuß über einen schmalen Pfad aus Steinen, welcher über einen
Fluss führte.
Die Becken wurden am Rande des Flusses angelegt, wobei das heiße
Wasser direkt aus dem Erdreich kommt. Für den gestrigen Tag wäre eine kalte
Erfrischung jedoch passender gewesen. Das Klima ist wieder ganz anders als in
Kapstadt. Es ist wärmer, da es etwas näher am Äquator liegt. Umso stärker
fallen auch die Temperaturschwankungen aus. Meist hält man es aber nur im
Schatten aus. Ich will nicht zurück in das kalte Deutschland. =)
Auch wenn du im warmen Afrika bist, wünsche ich dir heute einen frohen 1. Advent und eine schöne erlebnisreiche Adventszeit (die du bestimmt auch haben wirst) ! Ganz liebe Grüße Max
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