...Die sechs Wochen in Kapstadt sind vorüber und morgen geht es nach
Hermannsburg zum nächsten Projekt auf meiner Reise. Die Tage wurden also noch
mal richtig ausgenutzt. Das Wochenende verbrachte ich mit Sofia, Emelie und
Matilda aus Schweden, welche momentan hier ein Praktikum für ihr Studium in
Sozialer Arbeit absolvieren.
Freitagabend bewunderten wir den Sonnenuntergang
beim Paragliding über Kapstadt. Das wollte ich ja schon immer mal machen und es
hat sich definitiv gelohnt! Bereits auf dem Hinweg bot sich uns ein wunderbares
Bild mit dem Paraglidern über dem Lions Head. Von dort aus starteten auch wir.
Es war der letzte Flug für diesen Tag, weshalb alles ein wenig hektisch wirkte.
Schnell hoch auf den Lions Head, Sitz drum, Helm auf, Erklärung unterschreiben
und los. Es war ein Tandem-Flug, also unter Anleitung. Mias, mein
Tandem-Partner, gab mir hierbei genaue Anweisungen. Nach zwei Schritten auf der
Startbahn waren wir bereits in der Luft. Vom Wind getragen bot sich uns ein
wunderbares Naturschauspiel.
Wolken zogen auf und schlossen den Lions Head, von
dem wir gerade gestartet waren, ein. In der Ferne sah man dagegen ganz klar die
anderen Gebirgsketten. Wir flogen am Rande der Wolkenfront entlang Richtung
Meer den Sonnenuntergang beobachten. Besser hätte ich mir den Freitagabend
nicht vorstellen können. Anders als beim Heißballon fahren, war es sehr windig.
Im zweiten Teil des Fluges durfte ich selbst ans Steuer und konnte den Wind
unter dem Paraglider direkt spüren, wenn ich nach links oder rechts schwenkte.
Bei der Landung machte er einige Loopings – definitiv das Beste an dem ganzen
Flug. Matilda ging es danach leider nicht mehr gut. Im Taxi zurück fuhr ich
durch Imizamo Yethu, das Township in Hout Bay. Ich hätte nicht gedacht, dass es
nachts dort so schlimm sei. Die Straßen voller Menschen, Lärm (es klang wie
Schüsse oder Böller), Kämpfe und daneben Kinder, die im Dunkeln draußen
spielten. Kein guter Ort, an dem man sich um die Zeit aufhalten sollte.
Samstagmorgen ging es
spannend weiter: Abseilen vom Table Mountain, welcher eine Höhe von über 1000
Metern misst. Den Weg nach oben sparten wir uns und nahmen das Cable Car (eine
Art Gondel). An der Spitze des Berges angekommen, erwartete uns schon ein Team,
welches uns einwies und mit Gurten, Helmen und Handschuhen ausrüstete. Im
Gegensatz zum vorherigen Tag war man doch eher auf sich gestellt. Über das
Geländer und die Felsen hinweg kamen wir zum Starpunkt.
Der Beginn war, glaub
ich, am Schlimmsten, da die Klippe sehr steil war und man zu tun hatte, die
Balance zu halten und nicht abzurutschen. Den steilen Hang hinab sahen wir die
Umgebung mal aus einer ganz anderen Perspektive, die man sonst in dieser Art
nie zu Gesicht bekommen würde. Irgendwann endete der Felsen aufgrund einer
großen Ausbuchtung im Nichts, wodurch man abspringen musste und nach unten
gelassen wurde.
Wir wanderten wieder hoch zur Spitze um noch ein wenig die
Aussicht zu genießen, bevor wir den Weg zu Fuß nach unten antraten. Mit der
Kamera kann man die Umgebung leider nicht so einfangen, wie es wirklich war.
Der Weg, den wir nach unten wählten, war mit 1,5 Stunden ausgeschrieben. Ob das
wirklich mal jemand in der Zeit geschafft hat, bezweifle ich. Wir brauchten
doppelt so lang (ohne Pause). Umso mehr konnte man die so schöne Gegend
genießen.
Der Weg schlängelte sich an großen Felsspalten, Steinen und schmalen
Hängen entlang in das Tal umgeben von Flüssen und einer Vielfalt an Blumen. Ein
wenig klettern musste man ebenso. Was die Natur hier geschaffen hat, ist
umwerfend. Der Table Mountain schlägt bisher alle von mir gegangenen
Wanderwege, selbst den Lions Head. Afrika ist einfach nur wundervoll. Das war
der schönste Abschluss für meinen Aufenthalt in Kapstadt, den ich mir hätte
vorstellen können. Trotz Muskelkater ging es mit einigen Freiwilligen aus
meiner Unterkunft Samstagnacht noch auf die Longstreet, einer bekannten Straße
in Kapstadt mit vielen Bars und Clubs. So lernten wir auch das Nachtleben in
Kapstadt kennen. Es ist kein Vergleich zu Deutschland! Das muss man immerhin mal
erlebt haben.
Zu einem weiteren Abenteuer,
welches mich am Montag erwartete, habe ich mich auch noch breit schlagen lassen:
Shark Cage Diving. Seit dem Bungee Jump, kann mich nichts mehr schocken. =) Mit
einem Minibus fuhren wir in einer Kleingruppe nach Gaansbai. Nach der
Einweisung und dem Frühstück ging es mit dem Boot in einer Gruppe von rund 20
Leuten raus auf das Meer. Die ersten mit denen ich ins Gespräch kam, waren
natürlich Brasilianer. Wer sonst. =) Mit Taucheranzug und Brille ausgestattet,
tauchten wir jeweils zu sechst in einem Käfig, welcher am Boot befestigt war.
Mit einem Thunfischkopf, welcher immer wieder in das Wasser geworfen wurde, und
Fischtran wurden die Haie angelockt. Sobald die Crew „Down“ schrie, sollten wir
untertauchen, da Haie gesichtet wurden. Es war schon ein schöner Anblick einen
weißen Hai so nah und freilebend im Ozean zu sehen. Vier bis fünf Haie
schwammen um den Käfig herum mit einer Länge von ca. 3-5 Metern. Es war gar
nicht so leicht sich aufgrund des Auftriebs unter Wasser zu halten und nicht
die Füße oder die Arme durch die doch recht großen Gitterspalte zu stecken. Ein
wenig Nervenkitzel war dann schon dabei, als die Haie rechts und dann auch
links nach dem Käfig schnappten. Meine Schreie sind auf DVD festgehalten. =)
Die Tour endete mit einem gemeinsamen Mittag und dem Video an Land.
Die Woche verging viel zu
schnell. T-Bags werde ich besonders vermissen. So ein gutes Miteinander! Es
wirkte eher wie eine große Familie anstatt wie ein Arbeitsplatz. Die
Mitarbeiter waren immer super gelaunt, freundlich, hilfsbereit, engagiert und
einfach nur herzensgut. Dennoch vergesse ich hierbei immer, wie arm (materiell
gesehen) die Leute doch sind. Von Courtney (in meinem Alter) habe ich erfahren,
dass sie mit ihren drei Geschwistern aufgrund des Platzmangels im Township in
einem kleinen Zimmer lebt. Ihre Mutter starb und ihr Vater ist nun allein mit
den Kindern. Denise, eine weitere Mitarbeiterin, hatte täglich starke
Kopfschmerzen und Probleme mit ihren Augen. T-Bags finanzierte eine
Augenkontrolle für sie, denn eine Krankenversicherung haben hier sicherlich die
wenigsten. Ich frage mich manchmal, wer die Karten verteilt hat…
Die Touristen,
die ich jeden Tag durch T-Bags führe, sind immer ganz begeistert von meinen
Projekten sowie der Idee aus alten Teebeuteln neue Produkte herzustellen und
dadurch viele Arbeitsplätze für die Menschen vor Ort zu schaffen. Der Abschied
von den Mitarbeitern fiel schwer. Die gemeinsame Zeit war für alle eine
Bereicherung. Vielen Dank an euch: Jill, Rachel, Nomsa, Denise, Lucy, Cortney,
T-Man, Medica, Peggy, Russell, Elaine, Helen, Phil, Sharon und die vielen
anderen! Die letzte Woche mit den Kindern aus dem Ikhaya le Themba habe ich ebenfalls
noch mal genossen. Auch hier fiel der Abschied nicht leicht. Sie
verabschiedeten mich mit einem kleinen Programm und einigen Liedern. Ich
wünsche mir so sehr, dass den Kindern eine gute Zukunft bevor steht.
Der letzte
Abend klang auf dem Hout Bay Market aus. Es war erstaunlich, wie vielen
bekannten Menschen ich mittlerweile dort über den Weg lief. Man hat sich doch
schon einen Freundes-/Bekanntenkreis aufgebaut. Eigentlich will ich hier gar
nicht mehr weg.
Ich bin jedenfalls so dankbar
für die gesammelten Erfahrungen und die vielen lieben Menschen, die mir auf
meiner bisherigen Reise in und um Kapstadt begegnet sind. Morgen Früh startet
der Flieger nach Durban. Ich bin gespannt, was mich erwartet.
Ein Traum, was du alles erlebt hast. Da fällt der Abschied echt schwer. Wir wünschen dir für deine weitere Reise, viel Freude und neue Erfahrungen in Hermannsburg. Es grüßen herzlichst C. & S.
AntwortenLöschenHallo liebe Sarah, Dein Bericht war wieder aufregend und spannend. Du machst ja alles mit, was irgendwie gefährlich und natürlich aufregend ist. Wir freuen uns, dass Dir das Leben in Südafrika so viel Spaß macht und Du Dich richtig eingewöhnt hast. Für den zweiten Teil Deiner Arbeitsreise wünschen wir Dir alles Gute, viel Spaß bei der Arbeit und noch schöne Erlebnisse. Sei lieb gegrüßt von Gu und Fl.
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