Dienstag, 17. Dezember 2013

Abschied von Südafrika


Zurück in Deutschland angekommen…
…und in Gedanken doch noch so fern. Der Rückflug verlief ohne Probleme. Generell hat eigentlich alles in den drei Monaten in Südafrika geklappt und ich bin unversehrt geblieben, wenn man bedenkt, was hätte schiefgehen können. Eine Freiwillige wurde beispielsweise direkt nach der Ankunft am Flughafen in Kapstadt überfallen. Gepäck, Reisepass, alles wurde gestohlen.
In der letzten Woche konnte ich noch einige Eigenheiten Afrikas miterleben. So war ich z.B. mit Kwandile im Krankenhaus, da sie Schmerzen im Unterleib hatte. Sie sitzt ja im Rollstuhl und hat einen künstlichen Darm- und Harnausgang. Das Krankenhaus war staatlich, aber laut Sven ein recht gutes. Auf mich wirkte es ärmlich. Wir bauten uns einen Rollstuhl zusammen, da keiner der drei im Krankenhaus vorhandenen Rollstühle funktionierte, es verging einige Zeit bis die Akte von Kwandile in dem Chaos gefunden wurde und in dem gesamten Krankenhaus war kein Arzt. Es wird erst ein Arzt angerufen, sobald genügend Patienten da sind. Es muss sich ja auch lohnen. Den behandelnden Arzt erkannte ich erst gar nicht. Er trug keinen Kittel, sondern Jogginghose und T-Shirt. Der Arzt meinte, es sei nur eine Infektion. Wie sich einige Tage später in einem anderen Krankenhaus herausstellte, war es keine Infektion, sondern eine Zyste in der Gebärmutter. Ob gut- oder bösartig erfährt Kwandile im März. Weiterhin war ich mit Urisha beim Zahnarzt, da ihr Zahn gezogen werden musste. Sie bekam eine Narkose und schon war der Zahn draußen. Kein Nachspülen, keine Prothese, nichts. Es kostete 150 Rand, also ca. 10 €. In Deutschland müsste man noch eine Null dranhängen.
Ist eben alles etwas einfacher in Afrika. Neben den Arztbesuchen war ich auch von der Müllhalde in Hermannsburg etwas geschockt. Die „Müllhalde“ ist ein großes Loch im Wald, wo alle Leute aus Hermannsburg und Umgebung ihren Müll (natürlich ungetrennt) hineinwerfen. Einmal im Jahr wird in diesem Loch ein großes Feuer gemacht, wobei zu hoffen ist, dass der Wald nicht mit abbrennt. Die Mülltüten sind bis dahin alle zerrissen, da einige Menschen den Müll durchsuchen.

Langsam gewöhnte ich mich an die Adventszeit bei den recht warmen Temperaturen. Der Glühweih schmeckt auch im Sommer und das Plätzchenbacken und Weihnachtsstern-Basteln machte vor allem den Kindern viel Spaß. 
Da gerade Sommerferien in Südafrika sind, fuhren wir mit dem gesamten Anhang für einige Tage nach Blythedale, an die Ostküste Südafrikas. Sven und Uta haben dort ein Ferienhaus in einer wunderschönen Anlage direkt am Meer. Die Sonne schien nach vielen Regentagen endlich wieder, weshalb wir die meiste Zeit am Strand verbrachten. Durch die Felsen im Wasser, Haie und den hohen Wellengang durfte man nur in einem 10 Meter überwachten Strandabschnitt baden. In der Ferienanlage hatte man die schönsten Blumen, Palmen, einen Pool und viele Affen, die uns das ganze Essen stahlen. Der Strand war richtig schön: Meterhohe Wellen, der weiche Sand, die grünen Hügel, kleinere Felsen die aus dem Wasser herausragen und einen Weg in das Meer bildeten. 
Hier erfuhr ich auch ein wenig mehr über Felicia (das Mädchen, welches letzte Woche angekommen war). Sie lebt mit ihrer alkoholabhängigen Mutter, deren Freund und ihren sieben Geschwister von unterschiedlichen Vätern in einer Garage (ein Raum), darf nicht zur Schule gehen und ihre Brüder sind Drogendealer oder Gangster. Beste Voraussetzungen! Ich hätte mir nie vorstellen können, dass sie solch einen Hintergrund hat. Ich hab sie als sehr freundliches, wissbegieriges und anständiges Mädchen wahrgenommen. Zumindest hat sie große Träume. Sie möchte Ärztin oder Anwältin werden. Sie hat in Blythedale zum ersten Mal das Meer gesehen und war ganz begeistert. 
Selbst Kwandile hatte einmal die Möglichkeit mit an das Meer zu kommen. Am Abend halfen uns einige Security-Männer vom Strand Kwandile bis an das Wasser zu tragen. Sie war überglücklich. Das Rauschen des Meeres war fast beunruhigend laut, da alles andere nachts so still war. Wir konnten neben den vielen Sternen auch ein Gewitter am Horizont beobachten. 
Am nächsten Morgen auf dem Rückweg von Blythedale nach Hermannsburg ist der Kühlerschlauch vom Bus geplatzt, weshalb es den ganzen Tag gedauert hat, bis wir zu Hause ankamen. Ein wenig Angst hatte ich schon mitten in der Pampa überfallen zu werden. Zumindest hatten wir einen schönen Ausblick unterwegs.

Die letzten Tage war so schönes Wetter in Hermannsburg, dass wir die meiste Zeit über am Pool verbrachten. Da gab es dann leider auch einen Unfall von einer Freundin von Sammy. Sie stürzte kopfüber vom 5-Meter Turm auf den Steinboden. Arm gebrochen und wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung. Sie konnte sich danach zumindest an nichts mehr erinnern. Den vergangenen Sonntag habe ich mit einigen anderen Christen aus Greytown und Hermannsburg bei einem Bring und Share verbracht. Es war noch mal ein schöner Abschluss mit vielen lieben Menschen und bereichernden Gesprächen. Das hat mich an die Studentengemeinden in Nordhausen erinnert. Selbst die Lieder, die wir gesungen haben, kannte ich daher. Wir blickten auf das vergangene Jahr zurück und überlegten uns, was wir daraus für das neue Jahr mitnehmen können.
Am Abend überraschten mich Sven, Uta und die Kinder aus dem POS mit einem leckeren typisch afrikanischen Abendessen und vielen Abschiedsgeschenken. (Wie ich mein ganzes Gepäck (max. 20kg) zurück bekommen habe, ist mir ein Rätsel.) Vor allem der Abschied von den Kindern am Montagmorgen war traurig. So schnell waren die vier Wochen schon wieder um. Ich wollte noch nicht zurück. Die Zeit in Südafrika verging viel zu schnell. Die Weite, die wundervolle grüne Landschaft, die rote Erde, die Berge, das Meer, die Freude, Leichtigkeit und Gelassenheit der Südafrikaner, die verschiedenen Welten, in die ich in Kapstadt und Hermannsburg eintauchen durfte, uvm. Eigentlich wollte ich Reiseziele nie zweimal besuchen, da es so viele Länder zu entdecken gibt. In Südafrika gibt es aber für mich noch so einiges zu sehen, dass ich einfach noch mal wiederkommen muss. Mit diesem Gedanken fällt der Abschied etwas leichter.

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