Zurück in Deutschland angekommen…
…und in Gedanken doch noch so fern. Der Rückflug verlief ohne
Probleme. Generell hat eigentlich alles in den drei Monaten in Südafrika geklappt
und ich bin unversehrt geblieben, wenn man bedenkt, was hätte schiefgehen
können. Eine Freiwillige wurde beispielsweise direkt nach der Ankunft am
Flughafen in Kapstadt überfallen. Gepäck, Reisepass, alles wurde gestohlen.
In der letzten Woche konnte
ich noch einige Eigenheiten Afrikas miterleben. So war ich z.B. mit Kwandile im
Krankenhaus, da sie Schmerzen im Unterleib hatte. Sie sitzt ja im Rollstuhl und
hat einen künstlichen Darm- und Harnausgang. Das Krankenhaus war staatlich,
aber laut Sven ein recht gutes. Auf mich wirkte es ärmlich. Wir bauten uns
einen Rollstuhl zusammen, da keiner der drei im Krankenhaus vorhandenen
Rollstühle funktionierte, es verging einige Zeit bis die Akte von Kwandile in
dem Chaos gefunden wurde und in dem gesamten Krankenhaus war kein Arzt. Es wird
erst ein Arzt angerufen, sobald genügend Patienten da sind. Es muss sich ja
auch lohnen. Den behandelnden Arzt erkannte ich erst gar nicht. Er trug keinen
Kittel, sondern Jogginghose und T-Shirt. Der Arzt meinte, es sei nur eine
Infektion. Wie sich einige Tage später in einem anderen Krankenhaus
herausstellte, war es keine Infektion, sondern eine Zyste in der Gebärmutter.
Ob gut- oder bösartig erfährt Kwandile im März. Weiterhin war ich mit Urisha
beim Zahnarzt, da ihr Zahn gezogen werden musste. Sie bekam eine Narkose und
schon war der Zahn draußen. Kein Nachspülen, keine Prothese, nichts. Es kostete
150 Rand, also ca. 10 €. In Deutschland müsste man noch eine Null dranhängen.
Ist eben alles etwas einfacher in Afrika. Neben den Arztbesuchen war ich auch
von der Müllhalde in Hermannsburg etwas geschockt. Die „Müllhalde“ ist ein
großes Loch im Wald, wo alle Leute aus Hermannsburg und Umgebung ihren Müll
(natürlich ungetrennt) hineinwerfen. Einmal im Jahr wird in diesem Loch ein
großes Feuer gemacht, wobei zu hoffen ist, dass der Wald nicht mit abbrennt.
Die Mülltüten sind bis dahin alle zerrissen, da einige Menschen den Müll durchsuchen.
Langsam gewöhnte ich mich an
die Adventszeit bei den recht warmen Temperaturen. Der Glühweih schmeckt auch
im Sommer und das Plätzchenbacken und Weihnachtsstern-Basteln machte vor allem
den Kindern viel Spaß.
Da gerade Sommerferien in Südafrika sind, fuhren wir mit
dem gesamten Anhang für einige Tage nach Blythedale, an die Ostküste
Südafrikas. Sven und Uta haben dort ein Ferienhaus in einer wunderschönen
Anlage direkt am Meer. Die Sonne schien nach vielen Regentagen endlich wieder,
weshalb wir die meiste Zeit am Strand verbrachten. Durch die Felsen im Wasser,
Haie und den hohen Wellengang durfte man nur in einem 10 Meter überwachten
Strandabschnitt baden. In der Ferienanlage hatte man die schönsten Blumen,
Palmen, einen Pool und viele Affen, die uns das ganze Essen stahlen. Der Strand
war richtig schön: Meterhohe Wellen, der weiche Sand, die grünen Hügel,
kleinere Felsen die aus dem Wasser herausragen und einen Weg in das Meer
bildeten.
Hier erfuhr ich auch ein wenig mehr über Felicia (das Mädchen,
welches letzte Woche angekommen war). Sie lebt mit ihrer alkoholabhängigen Mutter,
deren Freund und ihren sieben Geschwister von unterschiedlichen Vätern in einer
Garage (ein Raum), darf nicht zur Schule gehen und ihre Brüder sind
Drogendealer oder Gangster. Beste Voraussetzungen! Ich hätte mir nie vorstellen
können, dass sie solch einen Hintergrund hat. Ich hab sie als sehr
freundliches, wissbegieriges und anständiges Mädchen wahrgenommen. Zumindest
hat sie große Träume. Sie möchte Ärztin oder Anwältin werden. Sie hat in
Blythedale zum ersten Mal das Meer gesehen und war ganz begeistert.
Selbst
Kwandile hatte einmal die Möglichkeit mit an das Meer zu kommen. Am Abend
halfen uns einige Security-Männer vom Strand Kwandile bis an das Wasser zu
tragen. Sie war überglücklich. Das Rauschen des Meeres war fast beunruhigend
laut, da alles andere nachts so still war. Wir konnten neben den vielen Sternen
auch ein Gewitter am Horizont beobachten.
Am nächsten Morgen auf dem Rückweg
von Blythedale nach Hermannsburg ist der Kühlerschlauch vom Bus geplatzt,
weshalb es den ganzen Tag gedauert hat, bis wir zu Hause ankamen. Ein wenig
Angst hatte ich schon mitten in der Pampa überfallen zu werden. Zumindest hatten wir einen schönen Ausblick unterwegs.
Die letzten Tage war so schönes
Wetter in Hermannsburg, dass wir die meiste Zeit über am Pool verbrachten. Da
gab es dann leider auch einen Unfall von einer Freundin von Sammy. Sie stürzte
kopfüber vom 5-Meter Turm auf den Steinboden. Arm gebrochen und wahrscheinlich
eine Gehirnerschütterung. Sie konnte sich danach zumindest an nichts mehr
erinnern. Den vergangenen Sonntag habe ich mit einigen anderen Christen aus
Greytown und Hermannsburg bei einem Bring und Share verbracht. Es war noch mal
ein schöner Abschluss mit vielen lieben Menschen und bereichernden Gesprächen.
Das hat mich an die Studentengemeinden in Nordhausen erinnert. Selbst die
Lieder, die wir gesungen haben, kannte ich daher. Wir blickten auf das
vergangene Jahr zurück und überlegten uns, was wir daraus für das neue Jahr
mitnehmen können.
Am Abend überraschten mich Sven, Uta und die Kinder aus dem
POS mit einem leckeren typisch afrikanischen Abendessen und vielen Abschiedsgeschenken. (Wie ich mein ganzes Gepäck (max. 20kg) zurück bekommen habe, ist mir ein
Rätsel.) Vor allem der Abschied von den Kindern am Montagmorgen war traurig. So
schnell waren die vier Wochen schon wieder um. Ich wollte noch nicht zurück.
Die Zeit in Südafrika verging viel zu schnell. Die Weite, die wundervolle grüne
Landschaft, die rote Erde, die Berge, das Meer, die Freude, Leichtigkeit und
Gelassenheit der Südafrikaner, die verschiedenen Welten, in die ich in Kapstadt
und Hermannsburg eintauchen durfte, uvm. Eigentlich wollte ich Reiseziele nie
zweimal besuchen, da es so viele Länder zu entdecken gibt. In Südafrika gibt es
aber für mich noch so einiges zu sehen, dass ich einfach noch mal wiederkommen
muss. Mit diesem Gedanken fällt der Abschied etwas leichter.
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