Freitag, 15. November 2013

Die Reise geht weiter

Die Zeit vergeht wie im Flug...
...Die sechs Wochen in Kapstadt sind vorüber und morgen geht es nach Hermannsburg zum nächsten Projekt auf meiner Reise. Die Tage wurden also noch mal richtig ausgenutzt. Das Wochenende verbrachte ich mit Sofia, Emelie und Matilda aus Schweden, welche momentan hier ein Praktikum für ihr Studium in Sozialer Arbeit absolvieren.
Freitagabend bewunderten wir den Sonnenuntergang beim Paragliding über Kapstadt. Das wollte ich ja schon immer mal machen und es hat sich definitiv gelohnt! Bereits auf dem Hinweg bot sich uns ein wunderbares Bild mit dem Paraglidern über dem Lions Head. Von dort aus starteten auch wir. Es war der letzte Flug für diesen Tag, weshalb alles ein wenig hektisch wirkte. Schnell hoch auf den Lions Head, Sitz drum, Helm auf, Erklärung unterschreiben und los. Es war ein Tandem-Flug, also unter Anleitung. Mias, mein Tandem-Partner, gab mir hierbei genaue Anweisungen. Nach zwei Schritten auf der Startbahn waren wir bereits in der Luft. Vom Wind getragen bot sich uns ein wunderbares Naturschauspiel.
Wolken zogen auf und schlossen den Lions Head, von dem wir gerade gestartet waren, ein. In der Ferne sah man dagegen ganz klar die anderen Gebirgsketten. Wir flogen am Rande der Wolkenfront entlang Richtung Meer den Sonnenuntergang beobachten. Besser hätte ich mir den Freitagabend nicht vorstellen können. Anders als beim Heißballon fahren, war es sehr windig. Im zweiten Teil des Fluges durfte ich selbst ans Steuer und konnte den Wind unter dem Paraglider direkt spüren, wenn ich nach links oder rechts schwenkte.
Bei der Landung machte er einige Loopings – definitiv das Beste an dem ganzen Flug. Matilda ging es danach leider nicht mehr gut. Im Taxi zurück fuhr ich durch Imizamo Yethu, das Township in Hout Bay. Ich hätte nicht gedacht, dass es nachts dort so schlimm sei. Die Straßen voller Menschen, Lärm (es klang wie Schüsse oder Böller), Kämpfe und daneben Kinder, die im Dunkeln draußen spielten. Kein guter Ort, an dem man sich um die Zeit aufhalten sollte.

Samstagmorgen ging es spannend weiter: Abseilen vom Table Mountain, welcher eine Höhe von über 1000 Metern misst. Den Weg nach oben sparten wir uns und nahmen das Cable Car (eine Art Gondel). An der Spitze des Berges angekommen, erwartete uns schon ein Team, welches uns einwies und mit Gurten, Helmen und Handschuhen ausrüstete. Im Gegensatz zum vorherigen Tag war man doch eher auf sich gestellt. Über das Geländer und die Felsen hinweg kamen wir zum Starpunkt.
Der Beginn war, glaub ich, am Schlimmsten, da die Klippe sehr steil war und man zu tun hatte, die Balance zu halten und nicht abzurutschen. Den steilen Hang hinab sahen wir die Umgebung mal aus einer ganz anderen Perspektive, die man sonst in dieser Art nie zu Gesicht bekommen würde. Irgendwann endete der Felsen aufgrund einer großen Ausbuchtung im Nichts, wodurch man abspringen musste und nach unten gelassen wurde.
Wir wanderten wieder hoch zur Spitze um noch ein wenig die Aussicht zu genießen, bevor wir den Weg zu Fuß nach unten antraten. Mit der Kamera kann man die Umgebung leider nicht so einfangen, wie es wirklich war. Der Weg, den wir nach unten wählten, war mit 1,5 Stunden ausgeschrieben. Ob das wirklich mal jemand in der Zeit geschafft hat, bezweifle ich. Wir brauchten doppelt so lang (ohne Pause). Umso mehr konnte man die so schöne Gegend genießen.
Der Weg schlängelte sich an großen Felsspalten, Steinen und schmalen Hängen entlang in das Tal umgeben von Flüssen und einer Vielfalt an Blumen. Ein wenig klettern musste man ebenso. Was die Natur hier geschaffen hat, ist umwerfend. Der Table Mountain schlägt bisher alle von mir gegangenen Wanderwege, selbst den Lions Head. Afrika ist einfach nur wundervoll. Das war der schönste Abschluss für meinen Aufenthalt in Kapstadt, den ich mir hätte vorstellen können. Trotz Muskelkater ging es mit einigen Freiwilligen aus meiner Unterkunft Samstagnacht noch auf die Longstreet, einer bekannten Straße in Kapstadt mit vielen Bars und Clubs. So lernten wir auch das Nachtleben in Kapstadt kennen. Es ist kein Vergleich zu Deutschland! Das muss man immerhin mal erlebt haben.
 
Zu einem weiteren Abenteuer, welches mich am Montag erwartete, habe ich mich auch noch breit schlagen lassen: Shark Cage Diving. Seit dem Bungee Jump, kann mich nichts mehr schocken. =) Mit einem Minibus fuhren wir in einer Kleingruppe nach Gaansbai. Nach der Einweisung und dem Frühstück ging es mit dem Boot in einer Gruppe von rund 20 Leuten raus auf das Meer. Die ersten mit denen ich ins Gespräch kam, waren natürlich Brasilianer. Wer sonst. =) Mit Taucheranzug und Brille ausgestattet, tauchten wir jeweils zu sechst in einem Käfig, welcher am Boot befestigt war. Mit einem Thunfischkopf, welcher immer wieder in das Wasser geworfen wurde, und Fischtran wurden die Haie angelockt. Sobald die Crew „Down“ schrie, sollten wir untertauchen, da Haie gesichtet wurden. Es war schon ein schöner Anblick einen weißen Hai so nah und freilebend im Ozean zu sehen. Vier bis fünf Haie schwammen um den Käfig herum mit einer Länge von ca. 3-5 Metern. Es war gar nicht so leicht sich aufgrund des Auftriebs unter Wasser zu halten und nicht die Füße oder die Arme durch die doch recht großen Gitterspalte zu stecken. Ein wenig Nervenkitzel war dann schon dabei, als die Haie rechts und dann auch links nach dem Käfig schnappten. Meine Schreie sind auf DVD festgehalten. =) Die Tour endete mit einem gemeinsamen Mittag und dem Video an Land.

Die Woche verging viel zu schnell. T-Bags werde ich besonders vermissen. So ein gutes Miteinander! Es wirkte eher wie eine große Familie anstatt wie ein Arbeitsplatz. Die Mitarbeiter waren immer super gelaunt, freundlich, hilfsbereit, engagiert und einfach nur herzensgut. Dennoch vergesse ich hierbei immer, wie arm (materiell gesehen) die Leute doch sind. Von Courtney (in meinem Alter) habe ich erfahren, dass sie mit ihren drei Geschwistern aufgrund des Platzmangels im Township in einem kleinen Zimmer lebt. Ihre Mutter starb und ihr Vater ist nun allein mit den Kindern. Denise, eine weitere Mitarbeiterin, hatte täglich starke Kopfschmerzen und Probleme mit ihren Augen. T-Bags finanzierte eine Augenkontrolle für sie, denn eine Krankenversicherung haben hier sicherlich die wenigsten. Ich frage mich manchmal, wer die Karten verteilt hat…
Die Touristen, die ich jeden Tag durch T-Bags führe, sind immer ganz begeistert von meinen Projekten sowie der Idee aus alten Teebeuteln neue Produkte herzustellen und dadurch viele Arbeitsplätze für die Menschen vor Ort zu schaffen. Der Abschied von den Mitarbeitern fiel schwer. Die gemeinsame Zeit war für alle eine Bereicherung. Vielen Dank an euch: Jill, Rachel, Nomsa, Denise, Lucy, Cortney, T-Man, Medica, Peggy, Russell, Elaine, Helen, Phil, Sharon und die vielen anderen! Die letzte Woche mit den Kindern aus dem Ikhaya le Themba habe ich ebenfalls noch mal genossen. Auch hier fiel der Abschied nicht leicht. Sie verabschiedeten mich mit einem kleinen Programm und einigen Liedern. Ich wünsche mir so sehr, dass den Kindern eine gute Zukunft bevor steht.

Der letzte Abend klang auf dem Hout Bay Market aus. Es war erstaunlich, wie vielen bekannten Menschen ich mittlerweile dort über den Weg lief. Man hat sich doch schon einen Freundes-/Bekanntenkreis aufgebaut. Eigentlich will ich hier gar nicht mehr weg.

Ich bin jedenfalls so dankbar für die gesammelten Erfahrungen und die vielen lieben Menschen, die mir auf meiner bisherigen Reise in und um Kapstadt begegnet sind. Morgen Früh startet der Flieger nach Durban. Ich bin gespannt, was mich erwartet.

2 Kommentare:

  1. Ein Traum, was du alles erlebt hast. Da fällt der Abschied echt schwer. Wir wünschen dir für deine weitere Reise, viel Freude und neue Erfahrungen in Hermannsburg. Es grüßen herzlichst C. & S.

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  2. Hallo liebe Sarah, Dein Bericht war wieder aufregend und spannend. Du machst ja alles mit, was irgendwie gefährlich und natürlich aufregend ist. Wir freuen uns, dass Dir das Leben in Südafrika so viel Spaß macht und Du Dich richtig eingewöhnt hast. Für den zweiten Teil Deiner Arbeitsreise wünschen wir Dir alles Gute, viel Spaß bei der Arbeit und noch schöne Erlebnisse. Sei lieb gegrüßt von Gu und Fl.

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